Einzeltherapie
Im Kern geht es darum, den eigenen Moment wieder in Besitz zu nehmen, uns im eigenen Sein zu erfahren, das über das hinausgeht, was wir normalerweise mit „unsere Persönlichkeit“ beschreiben.
Dieses Sein ist ein persönliches, schließt aber unsere gegenwärtige Wahrnehmungswelt mit ein; in einem sehr unmittelbaren Sinn sind wir diese Wahrnehmungswelt.
Wenn ich also davon spreche, dass es darum gehe, wieder „in den eigenen Moment zu kommen“, dann meine ich den Moment in seiner ganzen Unbegrenztheit.
Wenn ich versuche, es ganz kurz zu beschreiben, komme ich zu diesem:
es geht darum, sich wieder eins zu fühlen, mit dem, was ist,
und dies ist immer ein Sich-Eins-Fühlen mit dem Gegenwärtigen.
Wie lernen wir es, wieder in diesem unserem Moment zu fließen?
Dies ist die grundlegende Ausrichtung der Therapie, das, woran sie sich schließlich misst.
Auf dem Weg dorthin geht es dann um das, womit wir uns hindern, abhalten von der Erfahrung unseres gegenwärtigen Seins, um all die psychischen Strukturen, die wir über die Jahre hinweg aufgebaut und mehr und mehr verfestigt haben, von denen wir meinen, dass sie das seien, was wir sind – unsere Persönlichkeit.
Vielleicht haben wir eine Struktur gebildet, in der wir uns systematisch kleinmachen, uns abwerten, in der Überzeugung, dass wir jemand seien, der permanente Selbstüberwachung absolut nötig habe, vielleicht assoziieren wir diese Selbstabwertung unbewusst mit größerer Sicherheit.
Vielleicht sind wir aber auch jemand, der sein Ego grundlegend überhöht,
jemand, der sein Heil darin sucht, sich systematisch über die anderen Menschen zu erheben,
vielleicht assoziieren wir diese Selbstüberhöhung unbewusst mit größerer Sicherheit.
Dann gibt es viele weitere Beispiele psychischer Strukturen, mit denen wir uns identifizieren,
in der unausgesprochenen Überzeugung, dass erst diese uns das Rüstzeug geben,
in der Welt bestehen zu können.
Wenn ich nun die Struktur des „Sich-Kleinmachens“ als Beispiel nehme, wird recht bald klar, dass dieser Mechanismus darauf abzielt, uns in unserer Gegenwärtigkeit, in unserem jeweiligen Moment herunter zu transformieren, uns irgendwie „passend“ zu machen.
Es geht dann explizit nicht mehr darum, wie ich in diesem Moment bin, sondern nur noch darum, wie ich sein sollte, zu was ich werden sollte, anstelle dessen, was ich in diesem Moment tatsächlich bin.
All diesen Mechanismen liegt eine Abwertung dessen zugrunde, was wir im jeweiligen Moment spontan sind, und so scheint es nichts zu geben, was weniger attraktiv wäre als die eigene Gegenwärtlichkeit,
und wir sind in ständiger Anspannung, in ständiger Angst davor, die Form zu verlieren, mit der wir uns identifiziert haben.
Wir werden darüberhin in unserem eigenen Moment unbewusst, leben stattdessen in einem Film, in dem wir anders sind, besser, passender – und wir können unser ganzes Leben in solchen inneren Filmen sein, ohne dass sie auch nur für eine Sekunde in den Zustand unmittelbarere Realität gelangen.
Wenn es nun aber um Heilung geht, dann kann diese Heilsein nur einen gegenwärtigen Zustand meinen,
ein Heilsein des eigenen Momentes, ein Akzeptieren des eigenen Seins,
ein Wiederzusichnehmen des eigenen Momentes,
und das ist assoziiert mit einem Empfinden von Frieden…
Nun geht im therapeutischen Verlauf um die Erfahrung dieses Momentes,
wobei wir sehr schnell auf die erwähnten Strukturen stoßen, auf Schuldgefühle vielleicht,
Angst in allerlei Formen, dem Versuch, der Angst zu entfliehen, undsoweiterundsofort.
Die Arbeit besteht dann darin, diese Abläufe bewusst werden zu lassen, sie bewußt zu erfahren,
verstehen zu lernen, was wir uns mit ihnen erschaffen, wie wir uns damit in unserem Moment manipulieren,
den Bezug zu unserem Sein verlieren, wie diese Zustände, die wir da erschaffen,
auf unsere Kontakte zu anderen Menschen, auf den Kontakt zu unserer Emotionalität einwirken.
Im Rahmen dieser Arbeit, die die eigentlich therapeutische Arbeit ist, geht es auch darum,
diese Strukturen zu verstehen, zu begreifen, wofür wir sie erschaffen haben,
welche Versprechungen aus diesen Strukturen kommen und wie wenig diese eingehalten werden.
In diesem Zusammenhang geht es auch darum, die Entwicklungsgeschichte dieser Selbstanteile zu verstehen, nachzuvollziehen, wie sie sich biographisch im eigenen Leben,
im ganz konkreten Feld der Familiengeschichte, entwickelt haben.
Welche Art von Vorbild waren die Eltern, was haben sie uns über uns selbst, unsere Emotionalität,
die Welt beigebracht? Wie haben sie mein Selbstbild als Mann/Frau geprägt?
Es sind dann solche Fragen, die in der Erforschung dieser Strukturen wichtig sind,
wichtig sind, um diese Strukturen als Anpassungsversuch an ein ganz konkretes familiäres Feld
zu verstehen und auch zu würdigen.
Dabei geht es darum, uns selbst in diesen neurotischen Strukturen bewusst zu werden,
sie in diesem Licht als das zu erkennen, was sie sind:
innere Filme, mit denen wir den Moment durch eine selbsterzeugte Gegenrealität zu ersetzen suchen,
als etwas, was aus der Angst heraus entsteht und Angst entstehen lässt,
als etwas, mit dem wir uns zwar identifiziert haben, das wir aber nicht sind.
Und im Positiven geht es darum, uns im Rahmen dieser Stunden immer wieder als das erfahren zu können,
was wir wirklich sind, unmittelbar in den eigenen Moment zu tauchen,
mit ihm zu gehen, dieser Moment zu sein.
Diese Erfahrung im Positiven ist während der Stunden von entscheidender Bedeutung,
weil erst auf diesem Hintergrund erfahrbar wird, welcher Natur die neurotischen Strukturen sind,
und so kommen wir vielleicht dazu, zu erfahren, zu verstehen,
dass es da eine Wahl gibt, die Möglichkeit jenen Zustand zu wählen, in dem wir uns wirklich fühlen und nicht nur wie Abziehbilder –
und vielleicht ergibt sich diese Wahl von selbst, und vielleicht erkennen wir auch, dass es in Wahrheit gar keine Wahl braucht, weil es nur eine Gegenwart gibt. Es ist dann die „Wahl“ zwischen Illusion und Realität.
Der Weg dorthin ist aber ein sehr konkreter. Wir gehen immer vom jetzigen Moment aus…
…wie fühlen Sie sich gerade jetzt, was beschäftigt Sie…und immer wieder: „wie sind sie gerade jetzt“.
Das mündet dann oft in die Erforschung der erwähnten Strukturen hinein,
die aber stets in ganz konkretem Kontaktgeschehen erscheinen.
Also geht es um ihre Beziehungen, so wie sie im Moment sind, ganz konkrete Menschen,
ganz konkrete Zusammenhänge.
Und es geht darum, Ihre jeweiligen emotionalen Zustände unvermittelt, direkt auszudrücken,
über Gesten, Töne, Körperbewegungen…auf diese Weise sinnlich zu erfahren, in was Sie da gerade sind.
Hilfsmittel hierfür sind z.B.: Maltherapie, Bewegungsübungen, Meditationen, Verhaltensexperimente.
Eine große Rolle spielt dann auch die Durcharbeitung Ihrer Träume,
da sich in diesen Ihre inneren Strukturen sehr unvermittelt in einer wunderbaren Bildersprache zeigen,
somit auch erfahrbar werden.
In der Einzeltherapie stehen Sie sechzig Minuten lang im Fokus, in ihrer Gegenwärtlichkeit,
genauso, wie sie sind.
Wir gehen tief in Ihren Moment hinein.
Dies ist ein Prozess, der Zeit braucht, ein Prozess, der nicht linear zum Ziel führt,
der notwendigerweise immer wieder auch mäandern muss, in dem Stockungen wesentlich sein können, Rückschläge unbedingt dazu gehören. Es ist ein komplexer Prozess, der Zeit und Geduld erfordert.
Es ist eine abenteuerliche Entdeckungsreise nach innen hin.
Andreas Büche 📧 andreasbueche@googlemail.com 📞 +49 176 588 750 60
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